Reisebericht der Obermacka Sebastian und Stefan
Reisebericht der Obermacka Sebastian und Stefan
Zwei Wochen lang war die geballte Manneskraft der Schmidpeter Familie an Bord der Ronja 3. Franz Schmidpeter und Stefan Schmidpeter, gemeißelt wie aus Stein,
hart wie der Fels in der Brandung die Nase ständig im Wind und bereit für die Prüfungen die ihnen Poseidon vor die Füße schmeißen würde, ach ja, Sebastian war natürlich auch dabei. Die erste Prüfung hatte jedoch reichlich wenig mit dem Ozean zu tun,
und musste auch nur von zwei Drittel der Crew bestritten werden: Die Anreise zur Ronja 3, die zu diesem Zeitpunkt in Chios lag. Um die Pointe des Witzes vorweg zu nehmen:
Die Reisedauer von Sebastian und Stefan betrug von Ergoldsbach nach Chios etwa 15 Stunden. Dies kam dadurch zustande, dass Reisecrack Sebastian (der ja schon durch „wir-lieben-öffentliche-Verkehrsmittel“ Asien gereist ist)einen Flug um 10 Uhr Nachts gebucht hat. Dieser hatte eine Stunde Verspätung. Schöner ist zu diesem Zeitpunkt nur wenn man in der Wartezone vor dem Boarding einen neben sich sitzen hat, der üblen Mundgeruch hat und nicht aufhören will zu plappern….
Als sich die Dunstwolke verzogen hat, waren die beiden aber auch schon in Izmir und folgten der Beschreibung des Kapitäns der Ronja 3 in welcher (sinngemäß) folgendes stand:
„gäds ausse, nämts eich a taxi und fohts noch Tschäsme. Miassad vierzg Euro kosn.“
Sie also frohen Mutes raus aus dem Flughafen, wo ihnen auch schon ein netter Taxifahrer entgegenkam.
Mit einem freundlich, süffisanten lächeln hat dieser ihnen dann verklickert,
dass sich die Taxifahrer in Izmir zusammengeschlossen haben und unverhandelbare 80 Euro für die Strecke verlangen.
Da konnte sogar Sebastian nichts machen, der normalerweise den heimischen Dönerverkäufer mit Migrationshintergrund noch um zwei Euro runterhandelt.
Bus und Bahn gingen zu diesem Zeitpunkt auch nicht. Das stimmt einen wirklich optimistisch und fröhlich oder? Den Rest aber in der Kurzform:
Die beiden haben am Flughafen gepennt, sind mit der Metro in die Stadt, von dort mit nem Taxi zum Busbahnhof, mit dem Bus nach Cesme, mit der Fähre nach Chios und schlussendlich mit dem Taxi zur Ronja 3. Pro Person macht das dann etwa 35 Euro. Mit dem Taxi wären es 65 gewesen. Katsching und die erste Palette Dosenbier war schon wieder drin.
Klar war jetzt, dass die beiden erst einmal einen Tag zur Regenerierung brauchten. Der Kapitän plante aber schon den Törn nach Samos.
Er lag schließlich schon vier Wochen auf Chios vor Anker und wollte nur noch weg, was auch verständlich war, denn der Liegeplatz auf der Insel war wirklich nicht der Schönste. Am dritten Tag standen also 50 Seemeilen im Mittelmeer an. Dass sind fast 100 Kilometer also in etwa vergleichbar mit der Strecke Landshut – Chiemsee. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 Km/h dauert das aber schon mal nen Tag.
Ziel in Samos war dann der Lieblingssport der Fahrtensegler. Es gibt wahrscheinlich noch kein Wort dafür, deshalb etablieren wir jetzt einfach mal „buchting“. Als „buchting“ bezeichnen wir nun fortan das Ankern in Buchten mit dem Ziel einmal ums Boot zu schwimmen, sich die Landschaft anzusehen und sich die Liegeplatzgebühren in der Marina (Hafen mit Dusche) zu sparen. Zwei Tage lang haben die drei sogar direkt vor einem Hafen gebuchtet. Das ist schon irgendwie lustig, denn du liegst so nah am Hafen, dass die Zuständigen in der Hafenbehörde morgens deine Zeitung auf dem Schiff mitlesen könnten, dir aber kein Geld abluchsen können weil du ja nicht an deren Poller angelegt hast. Gewieft!
Absolutes Highlight der Reise war aber die „Motorrad-Tour“ auf Samos. Ehrlicherweise muss man sagen, es war mehr ne „quietschi“-Roller-Tour, denn ihre Gefährte gingen grade mal 70 Km/h und die drei hatten sich jeweils die hässlichsten Helme des Verleihers ausgeliehen. Sebastian sah aus als wäre er einem schlechten Film aus den 80gern entsprungen. Knallige Sonnenbrille, ein viel zu enger Halbschalenhelm und ein verschmitztes Lächeln. Franz hatte eine rote Kugel auf dem Kopf. Am besten man malt sich das so aus wie in den alten Lucky Luck Kinderfilmen. Immer wenn einer geprügelt würde, wuchs dem eine riesige rote Beule aus dem Kopf. Hätte man über die nun ein bisschen Glanzlack drübergesprüht hätte sie ausgesehen wie der Helm von Franz. Der Kopfschmuck von Stefan war aber auch nicht wirklich schöner. Er war ….der schwule Polizist von den Typen die „YMCA“ singen.(Village People) Übergroßer knallgelber Helm mit brüchigem Visier, schwarze Sonnenbrille und viel zu schmaler Kopf.
So gings für die drei auf die Straße. Das tackern der Motoren in den Ohren, direkt nach Vathi, der Hauptstadt von Samos. Wo es dann prompt nach der ersten Snackpause Strafzettel für falsch parken hagelte. 80 Öcken verlangen die auf der Insel und die Dorfpolizisten lassen noch nicht mal mit sich reden.
Etwas betrübt stiegen die drei aber wieder auf ihren Roller und haben kräftig am Gashebel gedreht. Weg von Vathi, rauf auf nen Berg am anderen Ende der Insel. Sebastian entpuppte sich hier als der Tourguide. An der Spitze fuhr er voran und lotste die anderen beiden durch die Gegend, was dann in einem „ich fahr mal mit dem Roller ne Cross-Strecke ab“ endete. Zeitweise hatte Sebastian wohl die Orientierung verloren oder aber er war schon mal in Samos und wollte einfach die kürzeste Strecke fahren. Wer weiß!
Tags darauf dann ab zur nächsten Insel um wieder ein bisschen Buchting zu betreiben. 30 Seemeilen kamen hier aufs Konto.
Aktuell liegt die Ronja 3 aber in einem Hafen auf der Insel Patmos, denn die Rückreise der beiden jungen Helden der Seefahrt steht an. Sinnigerweise wieder mit einem Flug mitten in der Nacht. Abflugszeit Montagmorgen um 04:45 Uhr. Das bedeutet für die beiden also mit einer Fähre von Patmos nach Samos, mit dem Bus dort in die Hauptstadt, wieder mit ner Fähre in die Türkei nach Kusadasi, von dort mit dem Bus (hoffentlich nicht Taxi) nach Izmir und dann zurück nach Deutschland. Veranschlagte Zeit: Fast 24 Stunden. Ja! Das Leben ist hart wenn man Urlaub machen will.